Die Corona-Krise zwingt auch die Touristik zu neuen
Arbeitsformen. Homeoffice ist angesagt. Aber wie gut
klappt das bei Reisebüros und anderen Firmen?
Jetzt zeigt sich gutes
Management: Wer
hat sein Unternehmen
in Homeoffice-Zeiten sind Whats App, das
Videokonferenz-Tool Bluejeans und der
Computer-Messenger-Dienst Slack.
Sunny Cars forcierte bereits vor einigen
Jahren das Thema Homeoffice und hatte
daher weniger Probleme mit der Aufrüstung.
Wir mussten nur noch circa zehn Mitarbeiter mobil ausstatten, so Thorsten Lehmann,
geschäftsführender Gesellschafter des Mietwagen-Brokers.
Auch beim Kreuzfahrtveranstalter Nicko
Cruises lag die Zahl der noch zu besorgenden
Endgeräte bei etwa zehn. Tatsächlich
kommt uns jetzt zugute, dass wir im vergangenen Herbst entschieden haben, allen
Mitarbeitern mobiles Arbeiten zu ermöglichen, zeigt sich Sarah Wolff, Leiterin Human
Resources, erleichtert. Wir haben personenbezogene Laptops und Poolgeräte. Diese
würden nun verteilt. Ich schätze, die aktuelle Abdeckung beim mobilen Arbeiten
liegt bei 63 Prozent, so Sarah Wolff.
Wie eine Umfrage für Eco, den Verband der
Internet-Wirtschaft, ergab, befürworten
aktuell 85 Prozent der Angestellten die Arbeit von zu Hause. Rund ein Drittel der Angestellten (32,6 Prozent) gibt an, in nächster
Zeit vermehrt mithilfe von Videokonferenzen
mit Kunden und Kollegen in Kontakt zu
treten. Über 20 Prozent wollen mehr Tools
zur Online-Projektarbeit im Team nutzen.
Für ein Großunternehmen wie die FTI
Group ist die spontane Anschaffung von
mobilen Arbeitsgeräten für alle schon
schwieriger. Und dennoch: Nach Abschluss
der Rückholaktion arbeitet mittlerweile der
Großteil unserer Mitarbeiter an den diversen
Standorten in Deutschland, Österreich, den
Niederlanden und der Schweiz bis auf Weiteres von zu Hause aus, so Geschäftsführer
Ralph Schiller. Alle Prozesse sind so weit
angepasst, dass wir jederzeit einen geregelten
Arbeitsablauf sicherstellen können. Da FTI
weltweit an vielen Standorten tätig ist, nutzt
das Unternehmen schon seit Langem Videound Telefonkonferenz-Tools. Diese Möglichkeiten kommen in der derzeitigen Lage noch
häufiger zum Einsatz.
Arbeit aufs Wesentliche
konzentrieren
Über den Arbeitseinsatz müsse in dieser
besonderen Situation individuell entschieden werden, sagt Nicko-Cruises-Managerin
Wolff. Viele betreuen ihre Kinder wegen der
Kita- und Schulschließungen zu Hause
selbst. Da ist ein Einsatz wie im Büro oft
nicht möglich. Die Reederei bietet den Mitarbeitern an, die Arbeitszeit durch Resturlaub, Überstundenabbau oder unbezahlten
Urlaub runterzufahren.
Wir erwarten, dass der Kundendienst und
die Buchungssysteme sowie die Datenqualität hundertprozentig funktionieren, so Salim
Sahi. Alles andere ist auf das Wesentliche
reduziert. Er könne nur jedem raten, nun die
Diese Regeln gelten für die Hausarbeit
Zunächst gibt es einen Unterschied zwischen Telearbeit und Mobile Office. Bei der Telearbeit
handelt es sich um vom Arbeitgeber fest eingerichtete Bildschirmarbeitsplätze im Privatbereich der Beschäftigten. Dies ist auch vertraglich geregelt.
Mobiles Arbeiten kann von jedem beliebigen Ort aus stattfinden, ist aber nicht weiter
definiert. Die Arbeitsstättenverordnung bezieht sich nur auf die Telearbeit. Sehr wohl gelten
für das mobile Arbeiten aber die Vorgaben für Bildschirmarbeit. Das Arbeitsschutzgesetz und
die gesetzliche Unfallversicherung gelten für beide Arbeitsweisen.
Weiterhin gilt natürlich auch im Homeoffice, ob nun permanent oder nur während der
Corona-Krise, die Datenschutz-Grundverordnung. Die Unternehmen sollten ihre Arbeitnehmer dafür sensibilisieren, auch hier einen missbräuchlichen Zugriff auf Informationen zu
verhindern, etwa durch abschließbare Zimmer, Bildschirmpasswörter und sichere RemoteZugriffe wie etwa Virtual Private Networks (VPN).
technisch gut ausgerüstet? Und wer hat
durch gute Führung
das Vertrauen seiner
Mitarbeiter und
kann sich auch ohne
Kontrolle auf sie
verlassen?
Thorsten Lehmann
Geschäftsführer Sunny Cars
Mitarbeiter in ihrer familiären Situation zu
unterstützen und Vertrauen in sie zu setzen.
So bitter es ist, Unternehmen spielt für die
Arbeitsbelastung im Homeoffice in die Hände, dass die Touristik in die Zwangspause
geschickt wird. Unsere Dienstplanregelung
gilt, so Lehmann. Aber das konnten alle
Mitarbeiter organisieren, auch wenn wir
Rücksicht etwa auf Alleinerziehende nehmen. Es komme auf die Leistungsbereitschaft an, sagt Lehmann. Hier zahle sich aus,
wer vorher eine auf Vertrauen basierende
Führung institutionalisiert habe.
Unsere Erreichbarkeit ist gesichert, da
viele Mitarbeiter ihre E-Mails lesen, ergänzt
Irene Lückertz. Mitarbeiter, die einen Nebenerwerb angenommen haben, werden von
ihren Kollegen unterstützt. Das Reisebüro hat
einen Schichtplan erstellt, bei dem die Auszubildenden mit ihrer kontinuierlichen Anwesenheit eine wichtige Rolle übernehmen.
Auch wenn die Technik funktioniert und
die Mitarbeiter verlässlich arbeiten, das
Zwischenmenschliche kommt zu kurz. Was
bei jeder digitalen Kommunikation fehlt, ist
das Abrufen von nonverbalen Signalen, sagt
Sascha Schäfers, Geschäftsführer des Reisekosten-Start-up Sensexpense. Sie verraten,
ob eine Aussage ironisch oder mit Augenzwinkern zu verstehen ist, und verhindern
Missverständnisse.
Das Unternehmen setzt deshalb auf visuelle Kommunikationskanäle. Einer davon
dient auch explizit dem Austausch von unnützem Wissen, Videos zum Lachen oder
zum gemeinsamen Meckern, sagt Schäfers.
Das alles ersetzt zwar nicht den Plausch in
der Kaffeeküche, hält den Teamgeist aber
auf einem angenehmen Niveau.
14-17 2020 TravelTalk
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Nr. 14-17 traveltalk.de 17. April 2020 1,50 Euro C50856 Ungewohnter Arbeitsplatz Kollegen im Homeoffice so kommen sie klar. 14 Auf Sparkurs Die Corona-Krise zwingt auch Lufthansa zu harten Maßnahmen. 6 Geld oder Gutschein? Abgesagte Reisen werden zum Politikum. 4 Du bist stärker als die Krise
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